Autoren: Christin Henning und Katrin Rager; Uni München, Lehrstuhl Sprachheilpädagogik

Poltern

Methoden um Poltersymptome zu verringern

Zielsetzung: Erzählorganisation durch Steuerung des Redeflusses

Sprachliche Förderziele: Einsatz der erlernten Sprechmethoden in der Spontansprache

Methoden:
  - Einüben von Pausen im Satz
  - langsames Sprechen üben
  - Wahrnehmung der eigenen Sprache schulen
  - Wichtigkeit der Wortendungen betonen
  - deutliches Sprechen üben

Materialien:  Aufnahmegerät, verschiedene Arbeitsblätter um Wortendungen zu verdeutlichen, Memory mit Reimwörtern, Symbolkarten

Methodenidee 1:  Realisierung von Pausen im Redefluss

Durchführung:  In der voran gegangenen Stunde wurde ein Gespräch zwischen Schüler und Therapeutin aufgezeichnet. Dieses liegt in auditiver und schriftlicher Form vor. In einem ersten Schritt wird die Aufnahme gemeinsam angehört und der Schüler soll sich seiner eigenen Sprache bewusst werden. Damit ihm dies noch leichter fällt, bekommt er den Dialog zusätzlich verschriftlicht. So kann ihm direkt vor Augen geführt werden, wo zu schnell, undeutlich und zusammenhangslos gesprochen wurde. Der Schüler soll erkennen, dass durch ungünstige Pausensetzung im Gesprächsverlauf der Sinn des Gesprächs verloren gehen kann. Nun wird gemeinsam versucht Teile des Dialogs durch Pausen sinnvoll zu gliedern. Mit Hilfe von Eieruhr-Symbolen soll visuelle Unterstützung gewährleistet werden. Anschließend wird der Dialog noch einmal gesprochen und die Therapeutinnen achten auf die Einhaltung der Pausen.

 

Methodenidee 2:  Schüler als Radiomoderator

Durchführung: Gemeinsam wird eine Nachrichtensendung im Radio angehört und anschließend herausgearbeitet, warum man Radiomoderatoren so gut und deutlich versteht. Dann soll der Schüler selbst eine Moderation zu einem Thema seiner Wahl  erstellen. Nach einigen „Trockenübungen“  wird diese mit einem Tonbandgerät aufgenommen. Hier ist auf die Einhaltung von Pausen und Betonung der Wortendungen zu achten. Zur Ergebnissicherung wird die Aufnahme angehört und der Schüler soll herausarbeiten, was er richtig gemacht hat und was eventuell noch verbessert werden könnte. Gegebenenfalls kann die Radiomoderation auch noch einmal wiederholt werden.

 

Methodenidee 3: Erkennung von Wortendungen und Einsatz von variierendem Sprechtempo

Durchführung: Mit Hilfe des Arbeitsblattes soll der Schüler sich der Wichtigkeit der Wortendungen noch einmal bewusst werden. Nachdem er dieses bearbeitet hat, sprechen Schüler und Therapeut den Dialog gemeinsam auf ein Aufnahmegerät. Dies geschieht mit variierendem Tempo und angemessenen Pausen. Einmal recht schnell und das andere mal soll der Schüler in einem, für ihn sehr langsamen Tempo sprechen. Beim nachfolgenden Anhören der Aufnahmen soll er beschreiben, ob die, für ihn sehr langsam gefühlte Aufnahme, beim Zuhören wirklich so langsam erscheint.

 

Material  AB: Mein Freund Otto

Mein Freund Otto

Gestern habe ich Otto in der Stadt getroffen. Er war sehr in Eile und aufgeregt und hat deshalb sehr schnell gesprochen und dabei etwas außer Acht gelassen. Darum habe ich ihn kaum verstanden.

1.    Was hat Otto in der Eile beim Sprechen vergessen?

2.    Kannst du mir helfen, dass ich das Gespräch wenigstens im Nachhinein verstehe?

Mit Otto habe ich folgendes gesprochen:

Ich: Hey Otto! Lange nicht mehr gesehen! Wohin des Weges?

Otto: Hallo Anna! Oh hab dich gar nicht geseh. Bin ziemli gestresst. Ich habe eine Stunde Mittagspau und muss nun schnell meinen Zahnarztterm wahrnehm.

Ich: Ohje, das ist aber schade. Hättest du Zeit gehabt hätte ich dich auf einen Kaffee eingeladen. Ist es eine reine Kontrolluntersuchung oder etwas Schlimmeres?

Otto: Ich denke etw Schlimmere. Ich habe seit Tagen Schmerze und heute ist der einzige frei Term, der mir eigentli so gar nicht passt. Noch dazu habe ich wahnsinnig Angs vor dem Zahnarz. Hoffentlich bohr er nich. Anna, ich muss nu abe los, sonst komm ich dana noch zu spä zur Schul und dann gibt es Ärge von meinem Lehr. Ich meld mich demnäch dann könne wir das mit dem Kaffeetrinke nachhole. Ja?

Ich: Okay, so machen wir das! Ich drücke dir die Daumen dass es nicht allzu schlimm für dich ausgeht. Ich freu mich auf unser Treffen! Bis bald! Ciao Otto!

Otto: Tschüß

3.    Könnte Otto durch sinnvolle Pausen verständlicher wirken? Wenn ja, wo würdest du Pausen machen?

4.    Lese den von dir verbesserten Text in einem angemessenen Tempo, so dass Otto ruhiger und verständlicher wirkt!
 

 

Methodenidee 4:  Schnitzeljagd

Durchführung: Anhand einer Schnitzeljagd soll ein Transfer der erlernten Sprechmethoden in eine Spontansituation geschehen. Der Schüler erhält dazu einen Umschlag vom Therapeuten ausgehändigt. Darin stehen die Aufgaben auf die der Schüler während der Schnitzeljagd besonders achten soll und eine erste Mission die ihn zu einem neuen Raum im Schulhaus führt. Am neuen Ort angekommen erhält er wieder einen Umschlag mit einer Frage zum Raum und einer neuen Mission. Die Frage dient als Impuls für eine spontane sprachliche Darstellung. Während der Spontansprache des Schülers achtet der Therapeut auf das Einhalten der Regeln und weißt ihn bei Bedarf durch ein Handzeichen darauf hin.

Bsp. für eine Schnitzeljagd:

Lieber X,
nun befindest du dich auf Schnitzeljagd!
In diesem Umschlag erhältst du deine erste Aufgabe!
Kannst du diese lösen, wirst du zu einem anderen Ort im Schulhaus gelotst!
Dort angekommen sollst du uns den Ort und seine Funktion erklären und du erhältst danach eine neue Aufgabe!
Achte während deiner Erklärung auf unsere Sprechmethoden!

Mission 1:
Verlasse unser Besprechungszimmer und gehe zu dem Zimmer in dem sich Frau Kraus die meiste Zeit aufhält!

Mission 2:
Sehr gut! Du hast das Sekretariat erreicht!
Was kannst du uns dazu erzählen?

In welchem sehr großen Raum befinden sich viele Treppen? Begebe dich auf die unterste Stufe, um einen neuen Briefumschlag zu finden!

Mission 3:
Du befindest dich in der Aula! Wozu braucht man eine Aula? Was findet hier statt?

Gehe nun am Kicker-Kasten vorbei! Im selben Gang befindet sich das Zimmer deines Lieblingslehrers! Welches ist das?

Mission 4:
Du liegst richtig! Du bist im Werkraum angekommen! Herr Kölbl würde sich über das Kompliment sicher freuen! Wieso magst du den Werklehrer so gern?

Gehe nun zu dem Raum, in dem du etwas für deinen Traumberuf lernen kannst!

Mission 5:
Das ist der Computerraum! Was möchtest du später gerne werden und warum?

Bewege dich nun zu deinem Lieblingsraum! Wir haben gehört, in diesem Raum bist du besonders engagiert!

Mission 6:
Was gefällt dir so an der Arbeit als Streitschlichter? Welche Voraussetzungen muss man dafür haben?

Finde nun den Raum, in dem man besonders nass werden kann, denn dort wartet ein neuer Briefumschlag auf dich!

Mission 7:
Wie oft habt ihr Schwimmunterricht in der Woche und macht es dir Spaß? Kannst du dich noch daran erinnern, wann und wie du schwimmen gelernt hast?

Suche den Ort, wo ihr am Anfang des Schuljahres Sportfest hattet.

Mission 8:
Richtig, das war auf dem Sportplatz! In welchen Disziplinen bist du damals angetreten und welche kannst du davon besonders gut?

Finde nun den Raum, in dem du die meiste Zeit des Tages bist.

Mission 9:
Das ist dein Klassenzimmer, genau! Beschreibe uns wie der Raum aussieht und erzähle uns welche Fächer du besonders gerne magst und warum.

Jetzt hast du es fast geschafft! Nun musst du nur noch den Raum finden, in dem du in den letzten 3 Monaten immer wieder dienstags mit uns warst.

Mission 10:
Du hast das Ziel erreicht! Super!

Als Belohnung erhältst du diese Karten aus dem Umschlag! Sie sollen dir helfen, in Zukunft auch ohne uns an wichtige Methoden zu denken!