6. Sicherung des Sprachverstehens

„Sprachverständnis oder Sprachverstehen sind oftmals synonym verwendete Begriffe, die die höheren Verarbeitungsprozesse beschreiben, die zu einer Sinn- oder Bedeutungsentnahme führen“ (Glück & Röder, 2016, 657).

Schüler:innen mit Sprachverständnisschwierigkeiten erleben „in ihren Lernmöglichkeiten gravierende Einschränkungen. Nahezu alle Kommunikationssituationen sowie sprachliche Aufgabenstellungen (mündlich und schriftlich) wirken belastend. Das Verstehen von Sprache, insbesondere von Anweisungen und Texten, stellt einen wichtigen Prädiktor für den Schulerfolg dar“ (Reber & Schönauer-Schneider, 2022).

 

Durch folgende Maßnahmen lässt sich das Sprachverstehen im Unterricht unterstützen

(vgl. Reber & Schönauer-Schneider, 2022):

Räumliche Rahmenbedingungen

  • klare Raumordnung, Vermeiden von Reizüberflutung
  • optimale Lichtverhältnisse für Mimik, Gestik, Mundbild
  • günstige Sitzposition:
    • Nähe zur Lehrkraft
    • Blickkontakt zu allen Kommunikationspartnern
    • ruhige Sitznachbarin/ruhiger Sitznachbar
    • möglichst wenig akustische Ablenkung (Straße, Flurgeräusche…)
  • Raumakustik:
    • bauliche Störschallreduktion (z. B. mit Filzgleitern unter Tisch- und Stuhlbeinen sowie schallschluckenden Textilien wie Gardinen oder Teppich)
    • Tragen von Hausschuhen

 

Aufmerksamkeit sichern

  • verbindliche Kommunikationsregeln
  • gemeinsamer Aufmerksamkeitsfokus (u. a. andere Handlungen unterbrechen, Blickkontakt, Aufmerksamkeitsrituale wie z. B. ein akustisches Signal oder ein Leise-Handzeichen)
  • gezieltes Ansprechen

 

Gezielter Einsatz der Sprache der Lehrkraft

  • Zentrale Elemente (siehe Punkt "Sprache der Lehrkraft")
  • Reduktion der Äußerungslänge der Lehrkraftäußerungen:
    • kurze, prägnante Sätze
  • Reduktion der Komplexität: 

Semantisch-lexikalische Vereinfachungen:

  • bekannte Wörter anstelle von unbekannten Wörtern
  • gleichbleibende Bezeichnungen, statt begriffliche Vielfalt
  • konkrete, statt abstrakte Begriffe
  • Vermeiden von Metaphern und Redewendungen

 

Syntaktisch-morphologische Vereinfachungen:

Präsens statt Imperfekt

  • Hauptsätze anstelle von Nebensatzkonstruktionen
  • Aktivsätze anstelle von Passivsätzen
  • direkte wörtliche Rede
  • nachgestellte anstatt vorangestellte wörtliche Rede (Der Mann sagte: „….“)
  • Einhalten der Ereignisreihenfolge (Vermeiden von: bevor/nachdem/wenn… und Einschüben)

Visualisierungen von Anweisungen (Bilder, Symbole, Schrift)

 

Überprüfen des Sprachverständnisses

  • Wiederholung der Anweisung in eigenen Worten durch die Schüler:innen
  • nicht: „Hast du/ habt ihr alles verstanden?“
  • gezielte Fragen zur Anweisung/zum Text/zu Wortbedeutungen
  • Kontrolle der Schüler:innenhandlung

 

Monitoring des Sprachverstehens (MSV) (Schönauer-Schneider, 2008)

  • Übungen zum Zuhören: Förderliches und nicht förderliches Zuhören thematisieren
  • Fragen ist toll: Lob und Verstärkung, zum Fragen ermutigen
  • Konzeptebene: Wissen-Nichtwissen (Erkennen, ob etwas gewusst oder erraten wird)
  • Erkennen von nicht verständlichen Äußerungen und das adäquate Reagieren darauf

Weiterführende Literatur/Links