4. Sprachsensible Gestaltung von Inhalten, Medien und Lernsettings
In Abgrenzung zur leichten Sprache, wie sie für den Personenkreis von Menschen mit kognitiven Einschränkungen genutzt wird, setzt die sprachsensible Gestaltung für Kinder und Jugendliche mit Sprachbeeinträchtigungen einen anderen Fokus. Es geht nicht allein um eine generelle Vereinfachung von Texten, Materialien oder von Arbeitsanweisungen, sondern auch um einen gezielten Aus- und Aufbau von Wortschatz, Grammatik und Fachsprache durch die Lehr- und Lernmedien. Dabei muss im Vorfeld des Unterrichts gezielt beachtet und überprüft werden, welche Wörter oder Formulierungen innerhalb eines Textes, eines Arbeitsauftrags o. ä. inhaltlich relevant oder hinderlich im Sinne einer Barriere sein können. Gleichzeitig muss berücksichtigt werden, wie schwierige Ausdrücke oder Redewendungen präsentiert und erläutert werden können.

Anpassungen des Layouts: multicodale Textgestaltung
- Schriftgröße beachten und eine klare Schriftart verwenden
- Silbentrennung am Zeilenende vermeiden
- schwierige Wörter durch Bilder ergänzen oder ersetzen oder bei Bedarf erklären
- lange Wörter ggf. durchgliedern (z. B. durch Silbenbögen, Bindestriche o. ä.)
- Buchstaben, Silben oder Wörter durch Markierungen hervorheben
- Länge des Textes an das Lesekompetenzniveau anpassen
- Abbildungen verwenden, die zum Inhalt passen und klar zuordnen
Semantisch-lexikalische Textgestaltung
Die Texte sollten im Hinblick auf semantisch schwierige Wörter für die jeweilige Zielgruppe hin analysiert werden.
- potenziell schwierige oder unbekannte Wörter ersetzen oder erklären
- abstrakte Begriffe durch konkrete Begriffe ersetzen oder erklären
- Metaphern und Redewendungen mit übertragener Bedeutung vermeiden oder ggf. erklären
- Operatoren (Verben, die häufig Arbeitsaufträge konkretisieren wie z. B. benennen, erläutern, erklären etc.) eindeutig und konsequent verwenden sowie klar voneinander abgrenzen
- jeweils denselben Begriff für ein Referenzobjekt bzw. eine Tätigkeit verwenden
- inhaltlich eine Hauptaussage pro Satz machen
- mehrteilige Verben nach Möglichkeit vermeiden (Verbklammer)
- Ggf. Pronomen durch Eigennamen/Nomen ersetzen
Syntaktisch-morphologische Textgestaltung
Bei den Texten sollten sprachstrukturell zu komplexe und schwer zu verarbeitende Strukturen vermieden werden, wenn sie nicht funktional sind oder gezielt im Fokus der Förderung/des Unterrichts liegen! Dazu gehören:
- mehrteilige Verbalphrasen (z. B. “Sie hat dich heute gefragt.”)
- doppelte Verneinungen (z.B. “Das ist nicht unerfreulich”.)
- Konjunktive (z.B. “Wäre das nicht anders möglich gewesen?”)
- Genitivketten (z.B. “Das Auto des Freundes meiner Nachbarin...”).
- Passivkonstruktionen (z.B. “der verletzte Bär wurde von der Wärterin gefüttert.”)
- komplexe mehrteilige Attribute (z. B. “Die für die Kinder spannend geschriebene Geschichte...”)
- komplexe Haupt-Nebensatz-Gefüge, z. B. Konjunktionalphrasen mit seltenen Konjunktionen
- indirekte Rede
- nominalisierte Verben und Adjektive (z.B. das Hinken, das Denken, das Schöne etc.)
Adaption/Auswahl der Inhalte
- Passung zum Fach- und Weltwissen der Schüler:innen
- sprachliche Voraussetzungen der Schüler:innen berücksichtigen
- an der Lebenswelt der Schüler:innen anknüpfen
- Interessen der Schüler:innen einbeziehen
- gemeinsame Erfahrungs- und Aneignungsräume schaffen
- Vorwissen, Vorerfahrungen und Vorstellungen der Schüler:innen zu einem Thema erfragen und einbeziehen
Weiterführende Literatur/Links
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