erstellt von: Monika Keicher
Schnecke wünscht sich was
Angaben zum Buch
Buchtitel: Schnecke wuenscht sich was
Autor: Fiona Rempt & Noëlle Smit
Verlag: Tulipan-Verlag
ISBN: 978-3-939944-09-9
Inhalt: In „Schnecke wünscht sich was“ will eine Schnecke Geburtstag feiern und laedt hierfür ihre Freunde (Frosch, Biber, Eichhörnchen, Ente, Igel, Ameise) ein. Die Gäste rennen, klettern und schwimmen zusammen, was der langsamen Schnecke jedoch nicht möglich ist. Deshalb wünscht sie sich beim Auspusten der Geburtstagskerzen, dass sie auch einmal so schnell wie ihre Freunde sein kann. Doch als sie die Geschenke ihrer Freunde auspackt, machen sich Enttäuschung und Trauer breit. Denn sie bekommt Nüsse, Holz, einen Stuhl und weitere Gegenstände, mit denen sie nichts anfangen kann. Während die Schnecke darüber sehr traurig ist, fangen ihre Freunde an, aus den Gegenständen etwas zu bauen. Zur großen Überraschung bekommt die Schnecke ein Auto, mit dem sie schnell fahren und mit ihren Freunden mithalten kann. Nun ist die Schnecke sehr gluecklich und ihr groeßter Geburtstagswunsch hat sich erfüllt.
Gehalt: Die Geschichte spielt in einer Phantasiewelt, in der die Schnecke mit dem Igel und der Ente befreundet sein und Geburtstag haben kann. Doch die Geburtstagsstimmung ist getrübt, da die Schnecke viel langsamer ist als ihre Freunde und beim Spielen nicht mithalten kann. Die Geschenke ihrer Freunde erscheinen gedankenlos ausgesucht und können von der Schnecke nicht verwendet werden. Darüber ist die Schnecke sehr enttäuscht und traurig. Doch die Enttäuschung verschwindet, als die Freunde aus den einzelnen Geschenken ein Auto bauen und die Schnecke am Ende damit so schnell fahren kann, dass sie beim Spielen mithalten kann. Das Thema Freundschaft steht ebenso wie die Enttäuschung und Trauer der Schnecke im Vordergrund. Die Freunde erweisen sich als wahre Freunde, und da sie den größten Wunsch der Schnecke erahnen, erfüllen sie ihn ihr. Die anfängliche Enttäuschung wird durch Freundschaft in Freude verwandelt. Die liebevoll gestalteten Figuren ermöglichen es den Kindern, den Gehalt aus der Phantasiewelt in die reale Welt zu übertragen.
Beschreibung
Zielgruppe: Grundschulstufe (6 - 9 Jahre)
Illustration: 12 bunte Doppelseiten, kraeftige Farben, 2 – 7 Zeilen Text pro Doppelseite, schoene eindeutige und kindgerechte Bilder (Emotionen spiegeln sich in den Gesichtern der Tiere wieder), Reduktion auf das Notwendigste
Allgemeine Förderziele:
Kognition: Die SchuelerInnen müssen sich konzentrieren und merken, dass es der größte Wunsch der Schnecke ist, schneller zu werden. Sie müssen über den Handlungsverlauf hinaus denken und erkennen, dass die Freunde nicht gedankenlos waren.
Sensorik: Die Arbeit mit einer Bildergeschichte fördert v.a. das genaue Hinschauen. Die Bilder beinhalten viele kleine Details und die Emotionen können von den Gesichtern abgelesen werden. Um die auditiven Fähigkeiten zu schulen, können die Tiere mit Hilfe von Geräuschen erraten werden, die z.B. von einer CD abgespielt werden. Die Geschenke der Tiere kann man entweder verpacken und von den SchülerInnen auspacken lassen oder in Fühlsäckchen ertasten lassen.
Motorik: Es bieten sich verschiedene Übungen und Spiele zu den Fortbewegungsarten der Tiere an. Der Frosch hüpft, die Schnecke kriecht usw. Im Verlauf der Bilderbuchpräsentation bietet es sich an, den SchülerInnen die Geschenke der Schnecke als reale Materialien auszuteilen. Nun kann in PartnerInnen- oder Gruppenarbeit erprobt werden, was die Freunde aus den Geschenken bauen können. In diesem Zusammenhang findet eine Förderung der Feinmotorik statt.
Emotion/Sozialverhalten: Das Buch beinhaltet verschiedene Emotionen, die angesprochen werden müssen. Die Schnecke ist zu Beginn traurig, da ihre Freunde spielen und rennen und sie nicht mitmachen kann, da sie zu langsam ist. Die SchülerInnen müssen in dieser Situation Empathie entwickeln, damit sie den Verlauf der Geschichte nachvollziehen können. Als die Freunde der Schnecke unpraktische Geschenke übergeben, ist sie wiederum traurig und frustriert, was die SchülerInnen durch eigene Erfahrungen nachempfinden können. Am Ende der Geschichte lösen sich die negativen Gefühle auf, da der größte Wunsch der Schnecke erfüllt wird und diese glücklich ist, was die SchülerInnen durch Bilder und Worte wahrnehmen können.
Das Sozialverhalten der Tiere untereinander stellt eine gute Möglichkeit dar, das Verhalten innerhalb der Klasse zu thematisieren. Die Tiere spielen zu Beginn miteinander und achten nicht darauf, dass die Schnecke nicht daran teilnehmen kann. Sie wird mehr oder weniger bewusst ausgeschlossen. Gerade in der Pause kann man beobachten, dass einzelne Kinder von den Spielen anderer ausgeschlossen werden und es lassen sich Parallelen zum Bilderbuch ziehen.
Kreativität: Die SchülerInnen überlegen sich in PartnerInnen- oder Gruppenarbeit, was die Freunde aus den Geschenken für die Schnecke bauen. Hierbei können sie entweder mit realen Materialien experimentieren oder sie malen die Möglichkeiten auf und können hierbei kreativ arbeiten.
Sprachliche Förderziele:
Phonetik/Phonologie (Aussprache): vermehrtes /sch/ für Schetismus (Frosch, Schnecke, Geschenke, ...), Tiergeräusche, Namen der Tiere können individuell in Abhängigkeit der zu fördernden Laute gewählt werden
Syntax/Morphologie (Grammatik): Nebensatzkonstruktion mit weil, Artikel, Subjekt-Verb-Kongruenz, Verbzweitstellung, Evozierung der Akkusativmarkierung, weitere Zielstrukturen sind leicht je nach Entwicklungsstand und Förderzielen einzubauen
Semantik/Lexikon (Wortschatz): Wortfelder Tiere, Fortbewegungsarten, Gefühle, Geburtstag
Pragmatik (Kommunikation): Das Bilderbuch bietet verschiedene Anlässe, um die Kommunikationsfähigkeit zu fördern. In der PartnerInnen- oder Gruppenarbeit kann man durch die Aufgabenstellung eine zwingende Kommunikationssituation herstellen, z.B. indem die SchülerInnen sich die Geschenke gegenseitig vorstellen, ergänzende Informationen erhalten, gemeinsam Überlegungen anstellen usw. Das Sprechen vor der Klasse wird gefördert, indem die SchülerInnen sich im Rollenspiel probieren oder ihre Ergebnisse den anderen Kindern vorstellen.
Schriftspracherwerb (Lesen/Schreiben): Es sind vielfältige Schreibanlässe möglich: „Was könnten die Freunde der Schnecke aus den Geschenken bauen? Besprecht euch und schreibt eure Ideen auf!“ „Die Schnecke schreibt Einladungskarten. Hilf ihr dabei!“ „Die Schnecke schreibt ihrer Freundin einen Brief. Erzähle von der Geburtstagsfeier!“ „Schreibe drei Wörter auf, die dir zum Geburtstag einfallen!“ „Wie könnt ihr den Wunsch der Schnecke erfüllen?“
Die Geschichte kann in einer Folgestunde aufgeschrieben werden. Als Hilfe in den unteren Jahrgangsstufen werden einzelne Wörter an der Tafel notiert und die Sätze vorbesprochen. Die älteren Kinder können die Geschichte selbständig verschriften. Ein kleines Heft mit Bildern und Zeilen steigert die Motivation und ist einfach und schnell herzustellen.
Das Buch selbst wirkt motivierend durch ansprechende Bilder und einen mit zwei bis sieben Zeilen kurzen Text. Weitere Möglichkeiten sind z.B. Einladungskarten, die Namen der Tiere, die Geschenke usw. Wenn die SchülerInnen ihre Geschichte aufgeschrieben haben, können sie diese der Klasse vortragen.
Umsetzungsideen und Materialien
Ziele
Grobziele: Einander erzählen und einander zuhören / Sich und andere informieren / Texte vorbereiten
Feinziele:
Teilziel 1: Die SchülerInnen sollen die Bildergeschichte kennenlernen, die Gefühle der Schnecke verstehen und sich eine Lösungsmöglichkeit überlegen können.
Teilzielsicherung: Die SchülerInnen erzählen Abschnitte der Geschichte in Teilzusammenfassungen immanent nach, verbalisieren hierbei die Gefühle der Schnecke und stellen in der Sicherungsphase ihre Lösungsmöglichkeit vor.
Teilziel 2: Die SchülerInnen sollen das Ende der Geschichte kennenlernen und den Gehalt erschließen und verbalisieren können.
Teilzielsicherung: Die SchülerInnen betrachten das letzte Bild und verbalisieren den Gehalt.
Stundenverlauf: Artikulationsschema s. Anhang
Die Hinführung behandelt das Thema Geburtstag und stimmt die SchülerInnen auf das Thema und die damit verbundenen Gefühle ein. Das Wortfeld Geburtstag wird von verschiedenen Seiten her erarbeitet und der Wortschatz wird geklärt.
Im Hauptteil lernen die SchülerInnen die Tiere als Hauptakteure der Geschichte kennen. Hierzu kann man entweder einzelne Bilder aus dem Bilderbuch herauslösen, bearbeiten und ausdrucken (auf Papier oder Folie) oder man verwendet das Bilderbuch im Sitzkreis und deckt bei einzelnen Bildern den Text ab. Die Tiernamen werden gesichert und die Geräusche und Fortbewegungsarten können erarbeitet werden. Hierbei wird ein Augenmerk auf die Akkusativmarkierung im Zusammenhang mit der Kontextoptimierung gelegt. Auf dieser Grundlage lernen die Kinder ein weiteres Bild der Geschichte kennen und sehen, dass die Schnecke bei den Spielen der Freunde nicht mitmachen kann. In einem Rollenspiel dürfen die Kinder nun die Gefühle und Gedanken der Schnecke verbalisieren und erkennen, dass es der größte Wunsch der Schnecke ist, genauso schnell wie die anderen Tiere zu sein. Am Ende des ersten Teilzieles verschriften die SchülerInnen in vier Gruppen Ideen, wie sie den größten Wunsch der Schnecke erfüllen können. Die Sicherung des Teilzieles findet zum einen immanent durch das Wiederholen der Inhalte unter Beachtung der sprachlichen Besonderheiten statt, zum anderen durch die Kontrolle der Lehrerin während der Gruppenarbeitsphase und durch die Präsentation der Ergebnisse der Gruppenarbeit vor der Klasse.
Das zweite Teilziel beschäftigt sich vor allem mit dem Gehalt der Geschichte. Hierfür lernen die SchülerInnen zu Beginn in einer Gruppenarbeitsphase die Geschenke der Freunde an die Schnecke kennen und stellen diese den MitschülerInnen vor. Auf dieser Grundlage können sich alle Gedanken darüber machen, was aus den vorliegenden Materialien gebaut werden könnte. Die Lösung erfahren die SchülerInnen, indem sie ein unter ihrem Stuhl festgeklebtes Puzzleteil lösen und gemeinsam im Kreis das Puzzle legen. Anschließend erarbeiten die Lehrerin und die Kinder gemeinsam in einem Gespräch die Gefühle und Gedanken der Schnecke und der Freunde. Die Sicherung des zweiten Teilzieles findet sowohl durch das immanente Nacherzählen der Inhalte als auch durch das Betrachten des letzten Bildes statt. Die Schnecke sitzt Arm in Arm mit ihren Freunden auf einem Ast und das Thema Freundschaft kann ebenso wie die Freude der Schnecke verbalisiert werden.
Am Ende der Stunde können voraussichtlich ein oder mehrere Durchläufe der Gesamtsicherung stattfinden. Hierbei erhalten die SchülerInnen Erzählkarten und dürfen anhand von diesen die komplette Bildergeschichte noch einmal nacherzählen. Alternativ können die SchülerInnen ein Bild zur Geschichte gestalten, etwas dazu aufschreiben oder einen Dankesbrief an die Freunde verfassen.
Ideen: Das Bilderbuch bietet vielfältige Möglichkeiten und der Schwerpunkt der Stunde lässt sich individuell auf die Klasse abstimmen. Während in einer Klasse das Ausschließen der Schnecke vom Spielen ein Schwerpunkt sein kann, ist es in einer anderen Klasse sinnvoll, den Zusammenhalt der Freunde herauszustellen.
In einer weiteren Stunde bietet es sich an, den SchülerInnen die Geschenke als reale Materialien zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Ideen basteln können. Kreativität, Motorik und Kooperationsfähigkeit werden hierbei gleichermaßen gefördert.
Gerade in den unteren Jahrgangsstufen bietet es sich an, die Geschichte mit Hilfe einer Handpuppe zu erzählen. Diese wirkt motivierend und mit deren Hilfe kann man den Gehalt und die Gefühle besser herausarbeiten.
Literatur
Lehrplan für die bayerische Grundschule, München 2000
Lehrplan für die bayerische Grundschulstufe mit Förderschwerpunkt Sprache. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. München 2001
Mayer, A./Reber, K./Schoenauer-Schneider, W.: Ohne Sprache geht es nicht: Sprachheilpädagogischer Unterricht. In: Grohnfeldt, M. (Hrsg.): Didaktik in der Sonderpädagogik. Würzburg 2008
Rempt, F./Smit, N.: Schnecke wünscht sich was. Berlin 2008