Autor: Alexandra Mareike Johnert; stud. paed.; Universität Hamburg

Metaphon nach Jahn 2001

Das Metaphon-Konzept ist ein Therapieprogramm für Kinder ab vier Jahren zur Behandlung von phonologischen Störungen. Es wurde in den 80er Jahren von Howell und Dean entwickelt und 1991 erstmalig veröffentlicht.

Ziele

Das Konzept fördert die wissentliche und kognitive Konfrontation mit Lautmerkmalen der Sprache. Die Aufmerksamkeit des Kindes wird auf Laute bzw. Lautgruppen und –strukturen gelenkt und für die eigenen Lautverwendungsfehler sensibilisiert.

Der Ansatz orientiert sich an der Art des zu behandelnden phonologischen Prozesses. Unterschieden werden Substitutions- (Ersetzungs-) und Silbenstrukturprozesse. Das Vorgehen gliedert sich in zwei Phasen, die eng miteinander verbunden sind und sich in weitere Therapieschritte bzw. Ebenen unterteilen: dem Bewusstmachen lautlicher Eigenschaften und der Korrektur der Lautverwendungsfehler. Die Therapie wird so aufgebaut, um das Kind zu motivieren. Trotzdem soll nicht von der Sprache abgelenkt werden. Das ist der Grund, weshalb einfache Handlungen befürwortet werden. Es wird mit Referenzbildern gearbeitet. Dadurch erhält das Kind ein visuelles Feed-back über seine Durchführungen bzw. Leistungen.

Phase 1: Bewusstmachen lautlicher Eigenschaften

Ziel
Das Phasenziel ist es, das Interesse des Kindes für Laute bzw. Lautgruppen zu wecken. Es soll ein Wissen über lautliche Eigenschaften und Silben- und Wortstrukturen erlangen. Es wird auditiv differenziert; das Kind ist rezeptiv.

Konzeptebene
Auf der Konzeptebene wird das bedeutungsunterscheidende Merkmal spielerisch eingeführt. Dies ist der Einstieg der Therapie. Bei Silbenstrukturprozessen wird symbolisch die Menge und Reihenfolge der Konsonanten dargestellt. Dadurch wird ein Fundament für die weitere Arbeit von Silbenstrukturen geschaffen. Bei Substitutionsprozessen werden betroffene Lautmerkmale eingeführt.

Geräuschebene
Hier wird durch Geräusche differenziert. Dabei soll das Kind nicht nur rezeptiv hö-ren, sondern selber aktiv Geräusche bzw. Laute produzieren. Dies wird durch eine spielerische Vorgehensweise verinnerlicht.

Silbenebene (Silbenstrukturprozesse)
Bei Silbenstrukturprozessen wird auf der Silbenebene weitergearbeitet. Nun wird mit der Arbeit mit den vom phonologischen Prozess betroffenen Lauten begonnen. Hier werden, sofern noch nicht geschehen, Referenzbilder eingeführt. Dem Kind werden isolierte Silben angeboten. Es wird rezeptiv unterschieden.

Lautebene (Substitutionsprozesse)
Bei Substitutionsprozessen wird auf der Lautebene weitergearbeitet. Es wird an den betroffenen Lauten bzw. Lautgruppen gearbeitet. Es werden Referenzbilder eingeführt. Zunächst differenziert das Kind die Laute auditiv. Später, nach einem Rollentausch, produziert es die Laute aktiv.

Wortebene
Im nächsten Schritt wird nun mit Minimalpaaren gearbeitet. Auf dieser Wortebene wird dem Kind bewusst, dass es eine bedeutungsunterscheidende Funktion der Pho-neme gibt. Wichtig ist, dass die Minimalpaare anhand von linguistischen sowie semantischen Eigenschaften ausgewählt werden sollten.

 

Phase 2: Korrektur der Lautverwendungsfehler

Ziel
In der zweiten Phase beginnt das Kind, Laute zu produzieren. Ziel ist es, die Lautverwendungsfehler zu korrigieren. Dabei soll es den Bedeutungsunterschied erken-nen.

Wortebene
Auf der Wortebene findet ein Rollentausch statt. Die Rollen werden fortwährend getauscht, um ein Wechsel zwischen auditives Differenzieren und aktives Produzieren der Laute zu ermöglichen.

Satzebene
Kann das Kind die Minimalpaare produzieren, findet nun auf der Satzebene ein Transfer statt. Abwechselnd werden die Minimalpaare in festen Satzmustern dargeboten und produziert. Dabei wird mit Referenzbildern gearbeitet. Es ist wichtig, dass zunächst kurze Sätze ausgewählt werden, um später höhere morphologisch-syntaktische Anforderungen zu stellen.

Ein Hauptanliegen des Metaphon-Konzeptes ist es, dass sich das Kind aktiv beteiligt. Deshalb wird die Therapie in einem spielerischen Rahmen eingebettet. Kindgerechte Begriffe sowie kommunikative Interaktionen sind angemessen und motivierend. Dadurch können Lerninhalte transparent gemacht werden.

 

Literatur

Jahn, T. (2001). Phonologische Störungen bei Kindern - Diagnostik und Therapie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag.

Weinrich, M., & Zehner, H. (2011). Phonetische und phonologische Störungen bei Kindern - Aussprachetherapie in Bewegung. Berlin: Springer-Verlag.